Die alten offenen Wagen
Konnte man bei den allerersten Pioniereisenbahnen in Dresden und Leipzig 1951 noch auf durch den Krieg gerettete Fahrzeuge der 381-mm-Ausstellungsbahnen der 1930er Jahre zurückgreifen, entschied man sich in Cottbus und den meisten anderen Städten dann für die 600-mm-Spur, die sowohl bei Feldbahnen, Trümmerbahnen als auch Kleinbahnen Anwendung fand. Geeignete Personenwagen existierten allerdings nicht oder waren unentbehrlich. Jedoch besann man sich auf die abgestellten sächsischen Schmalspurgüterwagen, die in ausreichender Zahl vorhanden waren. Dabei ergab sich nur ein Problem: Diese hatten eine Spurweite von 750 mm, also 15 cm mehr als die für Cottbus vorgesehene 600-mm-Spurweite. Die Lösung hieß: Umspuren! Was bei Lokomotiven oft sehr kompliziert ist, klappt bei Wagen recht einfach, vorausgesetzt es ist ein kleineres Spurmaß gewünscht und die Differenz ist nicht allzu groß. Durch Umpressen der Radscheiben, wobei diese auf der Radsatzwelle ein Stück nach innen verschoben werden, wird das kleinere Spurmaß hergestellt. Mit dieser Methode wurden 1954 fünf sächsische zweiachsige offene Güterwagen der laufenden Nr.775 (Achsstand 3,80 m, gebaut zwischen 1882 und 1891) und 776 (Achsstand 3,0 m gebaut zwischen 1892 und 1898) von 750 mm auf 600 mm umgespurt sowie mit vier Einstiegsöffnungen je Seite, einfachen Holzbänken und durchgehenden Trittbrettern versehen. Die Wagen behielten neben dem originalen Fahrwerk auch ihre ursprüngliche Länge von 6480 mm. Es wurden sowohl Wagen mit Einachsdrehgestellen als auch mit freien Lenkachsen verwendet. Die Wagen waren bei der Pioniereisenbahn alle ungebremst, denn die Ausrüstung für die ursprünglich teilweise eingebaute Heberlein-Seilzugbremse war in Cottbus nicht vorhanden. Sie bildeten den Eröffnungszug der Pioniereisenbahn Cottbus und waren fortan im Einsatz. Zwischenzeitlich wurde ein Regenschutz in Form einfacher Zeltdächer angebracht, die man aber später wieder entfernte.
Bei dem 1954 im Raw Cottbus erfolgten Umbau änderte man zwar die Spurweite, die Kupplung behielt man jedoch bei. Diese bestand noch aus der alten sächsischen Trichterkupplung, die in Sachsen schon größtenteils von der halbautomatischen Scharfenberg Mittelpufferkupplung abgelöst war. So kam es, dass mit den Wagen auch die sächsische Kupplung „importiert“ wurde, obwohl sie von der Kupplungshöhe eigentlich unpassend war. Der Einfachheit halber nahm man diesen Umstand damals jedoch in Kauf (siehe Hintergrundinformationen: Kupplungssysteme der PE Cottbus) Dieser Neuaufbau von Personenwagen auf alten Untergestellen kann mit dem Reko-Programm der Reichsbahn verglichen werden, wobei im Raw Wittenberge auf den Untergestellen alter regelspuriger Länderbahnwagen neue, moderne Personenwagen der Gattungen Bage, Baage und Bghwe entstanden.
technische Daten
Wagennummern | 005, 008 |
zugel. Höchstgeschwindigkeit | 20 km/h |
Länge über Puffer (LüP) | 6,5 m |
Gesamtgewicht | 4,5 t |
Gewicht (leer) | 2,4 t |
Kapazität | 24 Sitzplätze |
Die neuen offenen Wagen
Weil der Verkehr auf der Pioniereisenbahn Cottbus zunahm und auch die Strecke wuchs, entstanden 1961 im Raw Cottbus vier neue, offene Wagen, mit denen nach dem Bau des Kreuzungsgleises am Bahnhof Tierpark und der Indienststellung von Diesellok 02 erstmals auch ein Zweizugbetrieb möglich war. Die Rahmen dieser Wagen sind Schweißkonstruktionen, woran man sie heute noch von den aus Sachsen stammenden Wagen unterscheiden kann, denn diese sind genietet. Anders als die ersten Fahrzeuge waren die Neubauwagen von Anfang an vierachsig mit Waldbahn-Drehgestellen ausgestattet und mit 7,40 m (über Puffer) auch etwas länger. Der Aufbau wurde in den 1980er Jahren von hölzerner Bebretterung in Stahlrohre mit aufgeschweißten Blechen geändert. Dabei erhöhte sich auch die Anzahl der Sitzabteile bzw. Einstiege pro Seite von drei auf vier und wurde damit den anderen Wagen angeglichen.
technische Daten
Wagennummern | 001, 002, 006, 007 |
zugel. Höchstgeschwindigkeit | 20 km/h |
Länge über Puffer (LüP) | 6,5 m / 7,4 m |
Gesamtgewicht | 4,5 t |
Gewicht (leer) | 2,4 t |
Kapazität | 12 Sitzplätze (+ Traglastenabteil) 24 Sitzplätze |