Ein Graf auf Deutschlands Schienen
Im Jahr 1895 wurden bei der Firma Krauss & Co. München zwei Schmalspurlokomotiven in 600mm-Spurweite fertig gestellt, die für die gräflich Arnimsche Kleinbahn in Bad Muskau bestimmt waren. Die beiden dreiachsigen Lokomotiven sollten den Pferdebahnbetrieb in den Wäldern und Gruben im Muskauer Forst ablösen. Die älteren Schmalspurlokomotiven wurden in den 20er Jahren zunehmend durch die vierachsigen Lokomotiven der ehemaligen Heeresfeldbahn ersetzt.
Unsere Lok, die auf den Namen „Graf Arnim“ hört, erhielt in dieser Zeit einen Zusatztender mit Holzaufbau, um die Reichweite der Maschine zu erhöhen. Die Lokomotive überstand den 2. Weltkrieg und wurde im Jahr 1951 zusammen mit den anderen Maschinen der Deutschen Reichsbahn zugeordnet und erhielt die Betriebsnummer 99 3301.
Die Schwarze Lackierung hatte sie vermutlich seit den 30er Jahren, im Lieferzustand war sie grün.(c) Thomas Wedel 1966 wurde der Streckenabschnitt von Weißwasser Ost nach Ruhlmühle stillgelegt und so blieb die Lokomotive noch einige zeit im dortige Lokschuppen abgestellt. Die Stadt Cottbus hatte Interesse an der Lokomotive und erwarb 1969 das Fahrzeug für ihre Pioniereisenbahn. 99 3301 erhielt nochmals eine Grundüberholung in der Betriebswerkstatt Krauschwitz, bevor sie ab 1970 bei der Pioniereisenbahn Cottbus im Einsatz stand. Erst drei Jahre später ordnete man sie als Lok 04 in den Betriebspark ein. In den 70er Jahren wurde der Holzaufbau des Tenders durch eine Stahlkonstruktion ersetzt, die Kesselaufbauten wurden geringfügig verändert und neue Sicherheitsventile eingebaut. Größte Veränderung war die Verkürzung des Schornsteines, damit die Lokomotive die Straßenunterführung am Bahnhof Freundschaft passieren konnte. In den Jahren danach stand die Lokomotive regelmäßig im Einsatz, zum Teil in grüner und schwarzer Farbgebung. 1986 sorgte ein Kesselschaden für die vorläufige Abstellung der Maschine.
Die Stadt Cottbus konnte keine Mittel für die schnelle Reparatur aufbringen, also blieb sie vorerst abgestellt. Als Cottbus den Zuschlag für die erste Bundesgartenschau 1995 erhielt, wurde auch die Parkeisenbahn großzügig in dieses Konzept eingebunden. Neben der Streckenerweiterung sollten auch beide Dampflokomotiven wieder aufgearbeitet werden. Noch Ende 1993 wurden Lok 01 und Lok 04 per Tieflader in die Hauptwerkstatt nach Benndorf gebracht. Glücklicherweise konnte der Kessel der ehemaligen 99 3301 wieder betriebstüchtig hergerichtet werden, sodass das Fahrzeug seit 1995 wieder für den Betriebseinsatz zur Verfügung stand. Sie fuhr zusammen mit Lok 01 den Eröffnungszug am 21. März.
Ein Jahr später feierte man im Rahmen des 2. Feldbahntreffens ihren 100. Geburtstag, dazu erhielt sie in Cottbus eine grüne Farbgebung, die dem Ursprungslack von 1895 ähnelte, welche später nochmals verändert wurde. Im Winter 2008 wurden umfangreiche Reparaturen in der Cottbuser Werkstatt vorgenommen, u.a. erhielt sie einen neuen Schornstein.
Bis Ende 2008 fuhr sie ausdauernd im Einsatz für die Parkeisenbahn Cottbus. Bei einer näheren Untersuchung wurden aber verschiedene Schäden am Fahrwerk und am Kessel festgestellt. Daraufhin wurde sie bis auf Weiteres abgestellt. Eine HU (Hauptuntersuchung) ist dringend von Nöten. Ein Kostenvoranschlag beläuft sich dabei auf 250.000 EUR, eine nicht aufzubringende Summe für Betreiber und Förderverein. Die Mitglieder des Fördervereins wollten sich damit aber nicht zufrieden geben. Im Jahr 2009 wurden die bereits durch unsere Dampflok 99-0001 bekannten AGktien zur Spendensammlung in Kooperation mit dem Märkischen Boten für unsere „Graf Arnim“ neu aufgelegt.
Seit Oktober 2021 steht „Graf Arnim“ wieder unter Dampf und ist damit die älteste betriebsfähige Schmalspur-Schlepptenderdampflok auf 600mm Deutschlands.